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Vollkommene Hingabe
Das Goldene Buch

12. Tag
Erster Zeitabschnitt
Zwölf Tage, um sich vom Geist der Welt zu befreien.

Thema des Tages

Die Letzten Dinge

"Es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu sterben, und dann folgt das Gericht." (Hebr 9, 27) Es ist gut, an diese Dinge zu denken, damit man nicht unvorbereitet von ihnen überrascht wird.

Tägliches Gebet

Komm Schöpfer Geist

Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,
besuch das Herz der Kinder dein,
erfüll uns all mit deiner Gnad',
die deine Macht erschaffen hat.

Der du der Tröster wirst genannt,
vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht Lieb' und Glut,
der Seele Salbung, höchstes Gut.

O Schatz, der siebenfältig ziert,
o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt,
du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns dein Gnadenlicht,
gieß Lieb ins Herz, die ihm gebricht,
stärk unsres Leib's Gebrechlichkeit
mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

Treib weit von uns des Feind's Gewalt,
in deinem Frieden uns erhalt',
dass wir, geführt von deinem Licht,
in Sünd' und Leid verfallen nicht.

Gib, dass durch dich den Vater wir
und auch den Sohn erkennen hier,
und dass als Geist von beiden dich
wir allzeit glauben festiglich.

Gott Vater Lob auf höchstem Thron
und seinem auferstand'nen Sohn;
dem Tröster auch sei Lob geweiht
jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

Tägliches Gebet

Ave Maris Stella

Ave, Stern der Meere,
Gottesmutter hehre,
Allzeit Jungfrau, süße
Tür zum Paradiese!

Aus des Engels Munde
Ward die frohe Kunde;
Uns den Frieden spende,
Evas Namen wende.

Lös' das Band der Sünden,
Bringe Licht den Blinden,
Unsern Übeln wehre,
Jeglich Gut beschere!

Dich als Mutter zeige;
Und erhörend neige
Dir sich, der auf Erden
Kam, Dein Sohn zu werden.

Jungfrau, allzeit reine,
Sanft und mild wie keine,
Schuldlos lass auf Erden
Sanft und keusch uns werden.

Woll' ein reines Leben,
Sichern Pfad uns geben,
Dass in Himmelshöhen
Froh wir Jesus sehen.

Lob sei Gott dem Vater,
Preis dem höchsten Sohne
Und dem Heil'gen Geiste,
Jedem gleiche Ehre. Amen.

Betrachtung: Das Goldene Buch S. 269 + 295 ff.

Buße & Die Krone

IV. Buße

Crucem, das Kreuz möge er tragen, denn nichts ist so notwendig, so nützlich, süß und glorreich, als für Jesus Christus zu leiden. In der Tat, teure Freunde des Kreuzes, ihr seid alle Sünder: keiner ist unter euch, der nicht die Hölle verdient hätte, ich mehr als sonst jemand. Unsere Sünden müssen in dieser oder in der andern Welt gestraft werden; büßen wir sie in dieser Welt, so brauchen wir es nicht zu tun in der anderen. Straft Gott sie in dieser Welt mit unserer Zustimmung, so wird die Strafe liebevoll sein. Die Barmherzigkeit Gottes, die in dieser Welt herrscht, wird sie dann sühnen, nicht die strenge Gerechtigkeit; die Züchtigung wird leicht und vorübergehend, von Süßigkeit und Verdiensten begleitet sein und in Zeit und Ewigkeit Belohnungen im Gefolge haben. Bleibt aber die Züchtigung, die wir für unsere begangenen Sünden verdient haben, für die andere Welt aufbewahrt, so wird es die mit Blut und Feuer rächende Gerechtigkeit Gottes sein, welche dort züchtigt. Furchtbare Strafe, unaussprechliche, unbegreifliche Züchtigung! Wer kann die Macht Deines Zornes ermessen? Eine Züchtigung ohne Barmherzigkeit, ohne Mitleid, ohne Trost, ohne Verdienst, ohne Grenzen und ohne Ende. Ja, ohne Ende; die Todsünde, die du in einem Augenblick begangen, dieser böse und freiwillige Gedanke, der deinem Gedächtnis entschwunden, jenes Wort, das der Wind davon getragen, diese unscheinbare Verfehlung gegen das Gesetz Gottes, die so kurze Zeit gedauert hat, wird die ganze Ewigkeit hindurch, so lange Gott Gott sein wird, mit den Teufeln in der Hölle gestraft werden, ohne dass der rächende Gott Mitleid hätte mit deinen furchtbaren Leiden, mit deinen Seufzern und deinen Tränen, welche Felsen zu spalten imstande wären. Immer leiden, ohne Verdienst, ohne Barmherzigkeit und ohne Ende! Ach, denken wir auch daran, meine teuren Brüder, wenn wir in dieser Welt ein wenig leiden müssen? Wie glücklich sind wir doch, die ewige, verdienstlose Strafe in eine vorübergehende, verdienstvolle umwandeln zu können, wenn wir unser Kreuz mit Geduld tragen! Wie viele Schulden haben wir noch nicht bezahlt! Wie viele Sünden haben wir begangen, für die wir selbst nach einer bitteren Reue und aufrichtigen Beichte im Fegfeuer ganze Jahrhunderte Sühne leisten müssten, weil wir uns in dieser Welt mit einigen sehr leichten Bußübungen begnügt haben! Ach, zahlen wir auf gütlichem Wege in dieser Welt, indem wir gern unser Kreuz tragen. In der anderen Welt wird alles nach Strenge bis auf das letzte unnötige Wort, bis zum letzten Heller bezahlt werden müssen. Wenn wir dem Teufel einmal das Buch des Todes entreißen könnten, in dem er alle unsere Sünden mit den ihnen gebührenden Strafen aufgezeichnet hat, welch große Schuld würden wir in der Rechnung finden, und wie würden wir entzückt sein, Jahre lang hienieden leiden zu dürfen, lieber als nur einen einzigen Tag in der anderen Welt!

11. Worauf unser Blick fortwährend gerichtet sein muss

Betrachtet schließlich die schöne Krone, die oben im Himmel eurer wartet, wenn ihr euer Kreuz gut traget. Dieser Lohn hat die Patriarchen und Propheten in ihrem Glauben und in ihren Verfolgungen aufrecht erhalten, hat die Apostel und Märtyrer in ihren Arbeiten und in ihren Qualen begeistert. "Wir wollen lieber", sagten die Patriarchen mit Moses, "mit dem Volke Gottes bedrückt werden, um ewig mit ihm glücklich zu sein, als für einen Augenblick ein unerlaubtes Vergnügen genießen..." "Wir leiden große Verfolgungen um des Lohnes willen", sagten die Propheten mit David. "Wir sind zum Tode bestimmte Schlachtopfer, ein Schauspiel für die Welt, die Engel und Menschen, durch unsere Leiden; wir sind der Auskehricht und der Anathem der Welt wegen des unermesslichen Wertes der ewigen Glorie, welche dieser Augenblick eines leichten Leidens in uns hervorbringt", sagten die Apostel und Märtyrer mit dem hl. Paulus. - Schauen wir zu den Engeln hinauf, die uns zurufen: "Nehmet euch in Acht, dass ihr die Krone nicht verlieret, die für euer Kreuz bestimmt ist, wenn ihr es willig traget. Wollet ihr aber dieses Kreuz nicht auf euch nehmen, so wird ein anderer es tragen, wie sich's gebührt und euch die Krone hinwegnehmen." "Kämpfet wacker und leidet geduldig", sagen uns alle Heiligen, "und ihr werdet ein ewiges Reich erlangen." Hören wir endlich Jesus Christus, der uns sagt: "Ich werde meinen Lohn nur jenem geben, der mit Geduld leiden und siegen wird." Schauen wir nach unten, nach dem Ort, den wir verdient haben und der uns in der Hölle mit dem bösen Schächer und allen Verdammten erwartet, wenn wir wie sie mit Murren, Widerwillen und Rachsucht leiden. Rufen wir mit dem hl. Augustinus aus: "Brenne, Herr, haue, schneide in dieser Welt, um meine Sünden zu strafen, nur schone meiner in der Ewigkeit!"

Heilige Schrift

Mt 24, 36-44

Wie in den Tagen Noes, so wird es sein bei der Wiederkunft des Menschensohnes. In den Tagen vor der Sintflut schmausten und tranken sie, nahmen zur Ehe und gaben zur Ehe bis zu dem Tage, da Noe in die Arche ging; und sie kamen nicht zur Einsicht, bis die Sintflut hereinbrach und alle hinwegraffte. Geradeso wird es auch bei der Wiederkunft des Menschensohnes sein. Dann werden zwei auf dem Felde sein: der eine wird aufgenommen, der andere bleibt zurück. Zwei Frauen werden auf einer Mühle mahlen: die eine wird aufgenommen, die andere bleibt zurück.

Seid also wachsam; denn ihr wisst nicht den Tag, an dem euer Herr kommt. Das aber beachtet: Wenn der Hausvater wüsste, zu welcher Stunde der Nacht der Dieb kommt, so würde er sicher wachen und ließe ihn nicht in sein Haus einbrechen. Darum haltet auch ihr euch bereit; denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet.

Betrachtung: Die Nachfolge Christi, Buch I, Kapitel 23

Betrachtung des Todes

1. Der Tod kommt schnell. Bereite dich. Das Leben eilt.
2. Er kommt sicher und für viele unerwartet.
3. Er bringt dir eine bittere oder selige Sterbestunde; es hängt von dir ab.
4. Er mahnt: Wirke jetzt dein Heil, solange es noch Zeit ist.
5. Er kommt bei vielen Gelegenheiten.
6. Er weist über das Grab zur ewigen Heimat.

1. Gar schnell wird es hier mit dir geschehen sein. Sieh nur, wie es um dich steht. Heute lebt der Mensch noch, morgen ist er nicht mehr. Ist er aber einmal den Augen entschwunden, so ist er auch schnell aus dem Sinn. Wie ist doch das Menschenherz so träge und abgestumpft, dass es nur an die Gegenwart denkt und sich um die Zukunft so wenig sorgt! Du solltest dich in all deinem Tun und Denken so verhalten, als würdest du heute sterben. Hättest du ein gutes Gewissen, würdest du den Tod nicht sonderlich fürchten. Besser wäre es, die Sünden zu meiden, als den Tod zu fliehen. Bist du heute nicht bereit, wie willst du es morgen sein? Das "Morgen" ist ein ungewisser Tag. Weißt du übrigens, ob du das "Morgen" noch erleben wirst? Was nützt es, lange zu leben, wenn wir uns so wenig bessern? Ja, ein langes Leben bessert nicht immer: oft mehrt es nur die Schuld. Hätten wir doch einen Tag in dieser Welt gut gelebt! Viele zählen die Jahre ihrer Hinkehr zu Gott, aber die Frucht der Lebensbesserung ist oft gering. Ist es schrecklich zu sterben, so ist es vielleicht noch gefährlicher, länger zu leben. Glücklich, wer die Stunde seines Hinscheidens immer vor Augen hat und sich täglich auf das Sterben vorbereitet!

2. Hast du je einmal einen Menschen sterben sehen, so bedenke, dass auch du denselben Weg gehen wirst. Wenn es Morgen geworden ist, stelle dir vor, du werdest den Abend nicht mehr erreichen. Ist es Abend geworden, wage nicht, dir den Morgen zu versprechen. Sei also immer bereit und lebe so, dass der Tod dich nie unvorbereitet finde. Viele sterben plötzlich und unversehens: denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da man es nicht vermutet (Lk 12, 40).

3. Ist jene letzte Stunde gekommen, dann wirst du dein ganzes vergangenes Leben in einem völlig anderen Lichte sehen und tief bedauern, dass du so nachlässig und lau gewesen bist. Wie glücklich und klug ist der, der sich bemüht, jetzt so zu leben, wie er im Tode befunden werden möchte. Große Zuversicht auf eine glückliche Sterbestunde wird haben dürfen, wer die Welt vollkommen gering wertet, ein glühendes Verlangen nach Fortschritt in der Tugend hegt, die Zucht liebt und das Opfer der Buße nicht scheut, wer willigen Gehorsam leistet, sich selbst verleugnet und alles Widrige aus Liebe zu Christus erträgt.

4. Viel Gutes kannst du wirken, solange du gesund bist. Was du aber in kranken Tagen zustande bringst, das weiß ich nicht. Wenige werden durch Krankheit gebessert, sowie auch jene selten heilig werden, die viel wallfahren. Verlass dich nicht auf Freunde und Verwandte und verschieb dein Heil nicht auf die Zukunft: denn rascher, als du meinst, werden dich die Menschen vergessen. Besser ist es, dich beizeiten vorzusehen und ein gutes Werk vorauszuschicken, als auf anderer Leute Hilfe zu hoffen. Trägst du heute keine Sorge um dich selbst, wer wird künftig für dich sorgen? Jetzt ist die Zeit sehr kostbar, jetzt sind die Tage des Heiles, jetzt ist die Zeit der Gnade (2 Kor 6, 2). Aber wie traurig, dass du diese Zeit nicht nutzbringender verwendest! Du kannst doch Verdienste sammeln und ewig davon leben. Kommen wird der Augenblick, da du sehnlichst verlangst, auch nur einen Tag oder eine einzige Stunde zu haben, um dich zu bessern, und ich weiß nicht, ob du sie erhalten wirst. Sieh doch, teurer Freund, aus welcher großen Gefahr du dich befreien, welcher drückenden Furcht du dich entziehen kannst, wenn du jetzt immer gottesfürchtig lebst und des Todes gewärtig bist. Suche jetzt so zu leben, dass die Todesstunde eher Freude als Furcht in dir weckt. Lerne jetzt der Welt abzusterben, um dann ein "Leben mit Christus" (Gal 2, 20) zu beginnen. Lerne jetzt alles von dir zu werfen, um dann unbeschwert zu Christus zu eilen. Züchtige jetzt deinen Leib durch Buße, um dann in sicherer Zuversicht leben zu können.

5. Du Tor! Wie kannst du denken, du würdest lange leben, wo dir kein Tag sicher ist. Wie viele schon sahen sich betrogen und plötzlich dem Leib entrissen! Wie oft hast du sagen hören: Dieser fiel im Kampf, jener ertrank, der eine fiel aus der Höhe und brach den Hals, der andere starb beim Essen, wieder ein anderer fand den Tod beim Spiel. Einen tötete das Feuer, den anderen das Schwert, einen dritten die Seuche, einen Vierten ermordeten Räuber. So ist das Ende aller der Tod, und flüchtig wie ein Schatten eilt des Menschen Leben dahin.

6. Wer denkt noch an dich, wenn du gestorben bist, wer betet für dich? Mein Teuerster, tue jetzt, was du nur tun kannst; denn du weißt nicht, wann deine Stunde schlägt, und ebensowenig, was dir nach dem Tode bevorsteht. Sammle dir unvergängliche Schätze, solange du noch Zeit hast. Dein einziger Gedanke sei dein Heil, deine einzige Sorge sei das, was Gottes ist. Mach dir jetzt die Heiligen zu Freunden, indem du sie verehrst und ihren Wandel nachahmst, damit sie dich, wenn du aus diesem Leben scheidest, in die ewigen Wohnungen aufnehmen (Lk 16,9). Betrachte dich als einen Fremdling und Gast auf Erden, den die Händel der Welt nichts angehen. Halte dir dein Herz frei und richte es empor zu Gott; denn du hast hier keine bleibende Stätte (Hebr 13, 14). Dorthin sende täglich unter Tränen dein Bitten und Flehen, damit dein Geist verdiene, glücklich heimzufinden zum Herrn, wenn du gestorben bist. Amen!

Abschließendes Gebet

O Maria, hilf mir so zu leben, dass ich immer bereit bin, vor Gottes Gericht hinzutreten.

Amen.

Hintergrund12. Tag der Vorbereitung - Das Goldene Buch | Marienweihe - Totus Tuus