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Vollkommene Hingabe
Das Goldene Buch

27. Tag
Zweiter Zeitabschnitt
Übungen für drei Wochen, um uns durch Maria
mit dem Geiste Jesu Christi zu erfüllen.

Thema des Tages

Die Liebe Christi zu uns:
seine Menschwerdung

Die von Ewigkeit her in Gott verborgene unendliche Liebe ist sichtbar erschienen im menschgewordenen Wort Gottes. Bitten wir Maria um die Erkenntnis dieser unaussprechlichen Liebe Jesu Christi.

Tägliches Gebet

Litanei vom Heiligen Geiste

Herr, erbarme Dich unser!
Christus, erbarme Dich unser!
Herr, erbarme Dich unser!
Christus, höre uns!
Christus, erhöre uns!
Gott Vater vom Himmel, erbarme Dich unser!
Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme Dich unser!

O Geist der Wahrheit, erbarme dich unser!
(Folgende Anrufungen enden mit "erbarme dich unser!")

O Geist der Weisheit,
O Geist des Verstandes,
O Geist des Rates,
O Geist der Stärke,
O Geist der Wissenschaft,
O Geist der Frömmigkeit,
O Geist der Furcht des Herrn,
O Geist des Glaubens,
O Geist der Hoffnung,
O Geist der Liebe,
O Geist der Freude,
O Geist des Friedens,
O Geist der Geduld,
O Geist der Milde,
O Geist der Güte,
O Geist der Langmut,
O Geist der Sanftmut,
O Geist der Treue,
O Geist der Mäßigkeit,
O Geist der Enthaltsamkeit,
O Geist der Keuschheit,
O Geist der Bescheidenheit,
O Geist der Demut,
O Geist der Klugheit,
O Geist des Lebens,
O Geist des Heiles,
O Geist aller Tugenden,
O Geist der vielfältigen Gnaden,
O Geist der Kindschaft Gottes,
Du Erneuerer der Seelen,
Du Heiligmacher und Regierer der kath. Kirche,
Du Erforscher der Herzen und Nieren,
Du Ausspender der himmlischen Gaben,
Du Ergründer der Gedanken und Herzen,
Du sicherer Schutz in allen Trübsalen,
Du Süßigkeit aller in Deinem Dienste Anfangenden,
Du Stärke der in Dir Zunehmenden,
Du Krone der Vollendeten,
Du Jubel der Engel,
Du Erleuchter der Patriarchen,
Du Einsprecher der Propheten,
Du Weisheit der Apostel,
Du Sieg der Martyrer,
Du Wissenschaft der Bekenner,
Du Reinigkeit der Jungfrauen,
Du Salbung der Heiligen,

Sei uns gnädig, verschone uns, o Heiliger Geist!
Sei uns gnädig, erhöre uns, o Heiliger Geist!
Von allem Übel erlöse uns, o Heiliger Geist!

Von aller Sünde, erlöse uns, o Heiliger Geist!
(Folgende Anrufungen enden mit "erlöse uns, o Heiliger Geist!")

Von allen Versuchungen und Nachstellungen des Teufels,
Von aller Unreinigkeit des Leibes und der Seele,
Vom Jähen und unversehenen Tode,
Vom ewigen Tode,
Durch Deine wesensgleiche Macht mit dem Vater und dem Sohne,
Durch Deine unerforschliche Weisheit,
Durch Deine unerschöpfliche Güte,
Durch Deine Herabkunft in die Seelen Deiner Gläubigen,

Wir arme Sünder! Wir bitten Dich, erhöre uns!
Dass Du uns verschonest, wir bitten Dich, erhöre uns!

Dass Du uns mit Deiner heiligen und wirksamen Gnade in allem zuvorkommen, begleiten und nie von uns weichen wollest, wir bitten dich, erhöre uns!
(Folgende Anrufungen enden mit "wir bitten Dich, erhöre uns!")

Dass Du uns die Erkenntnis unserer selbst, wahre Demut und die Verzeihung unserer Sünden erteilen wollest,
Dass Du uns die Gabe der wahren Gottseligkeit, Andacht und des Gebetes schenken wollest,
Dass Du uns eine möglichst vollkommene Erkenntnis Deiner Braut, der allerseligsten Jungfrau Maria, und ihre heilige Liebe verleihen wollest,
Dass Du alle unsere Gedanken, Worte und Werke zu Dir emporrichten, heiligen und regieren wollest,
Dass Du uns die alles übertreffende Erkenntnis Jesu Christi und seine unschätzbare Liebe schenken wollest,
Dass Du einen reinen Geist und ein neues Herz in uns erschaffen wollest,
Dass Du uns ın der Liebe und Gnade erhalten und bestätigen wollest,
Dass Du uns ın die Zahl Deiner Auserwählten aufnehmen wollest,
Dass Du uns erhören wollest,

O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, gib uns den Heiligen Geist!
O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, sende uns den Hl. Geist!
O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, gieße aus über uns den Heiligen Geist!

Christus, höre uns!
Christus, erhöre uns!
Herr, erbarme Dich unser!
Christus, erbarme Dich unser!
Herr, erbarme Dich unser!

Vater unser, etc.
Gegrüßet seist du Maria, etc.

V. Sende aus Deinen Geist, und sie werden neu geschaffen werden.
R. Und Du wirst das Angesicht der Erde erneuern.

Gebet: O Gott, der Du die Herzen der Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes gelehrt hast, gib, dass wir in demselben Geiste das, was recht ist, verstehen, und seines Trostes uns allzeıt erfreuen. Durch Christus, unsern Herrn.
Amen.

Tägliches Gebet

Ave Maris Stella

Ave, Stern der Meere,
Gottesmutter hehre,
Allzeit Jungfrau, süße
Tür zum Paradiese!

Aus des Engels Munde
Ward die frohe Kunde;
Uns den Frieden spende,
Evas Namen wende.

Lös' das Band der Sünden,
Bringe Licht den Blinden,
Unsern Übeln wehre,
Jeglich Gut beschere!

Dich als Mutter zeige;
Und erhörend neige
Dir sich, der auf Erden
Kam, Dein Sohn zu werden.

Jungfrau, allzeit reine,
Sanft und mild wie keine,
Schuldlos lass auf Erden
Sanft und keusch uns werden.

Woll' ein reines Leben,
Sichern Pfad uns geben,
Dass in Himmelshöhen
Froh wir Jesus sehen.

Lob sei Gott dem Vater,
Preis dem höchsten Sohne
Und dem Heil'gen Geiste,
Jedem gleiche Ehre. Amen.

Tägliches Gebet

Litanei vom heiligsten Herzen Jesu

Herr, erbarme dich unser!
Christus, erbarme dich unser!
Herr erbarme dich unser!
Christus, höre uns!
Christus erhöre uns!

Gott Vater vom Himmel, erbarme dich unser!
Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme dich unser!
Gott Heiliger Geist, erbarme dich unser!
Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, erbarme dich unser!

Herz Jesu, des Sohnes Gottes, erbarme Dich unser!
(Folgende Anrufungen enden mit "erbarme dich unser!")

Herz Jesu, im Schoße der Jungfrau Maria vom Heiligen Geiste gebildet,
Herz Jesu, mit dem Worte Gottes wesenhaft vereinigt,
Herz Jesu, unendlich erhaben,
Herz Jesu, Du heiliger Tempel Gottes,
Herz Jesu, Du Zelt des Allerhöchsten,
Herz Jesu, Du Haus Gottes und Pforte des Himmels,
Herz Jesu, Du Feuerherd der Liebe,
Herz Jesu, Du Wohnstatt der Gerechtigkeit und Liebe,
Herz Jesu, voll Güte und Liebe,
Herz Jesu, Du Abgrund aller Tugenden,
Herz Jesu, würdig allen Lobes,
Herz Jesu, Du König und Mitte aller Herzen,
Herz Jesu, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis sind,
Herz Jesu, in dem die ganze Fülle der Gottheit wohnt,
Herz Jesu, das dem Vater wohlgefällt,
Herz Jesu, aus dessen Gnade wir alle empfangen,
Herz Jesu, Du Sehnsucht der Schöpfung von Anbeginn,
Herz Jesu, geduldig und von voll Erbarmen,
Herz Jesu, reich für alle, die dich anrufen,
Herz Jesu, Du Quell des Lebens und der Heiligkeit,
Herz Jesu, Du Sühne für unsere Sünden,
Herz Jesu, mit Schmach gesättigt,
Herz Jesu, wegen unserer Missetaten zerschlagen,
Herz Jesu, bis zum Tode gehorsam,
Herz Jesu, durchbohrt von der Lanze,
Herz Jesu, Du Quell allen Trostes,
Herz Jesu, unsere Auferstehung und unser Leben,
Herz Jesu, unser Friede und unsere Versöhnung,
Herz Jesu, Du Opferlamm für die Sünder,
Herz Jesu, Du Rettung aller, die auf dich hoffen,
Herz Jesu, Du Hoffnung aller, die in dir sterben,
Herz Jesu, Du Freude aller Heiligen,

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt - verschone uns, o Herr!
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt - erhörte uns, o Herr!
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt - erbarme dich unser!

Jesus, gütig und selbstlos von Herzen - bilde unser Herz nach deinem Herzen.

Lasset uns beten:
Allmächtiger, ewiger Gott, schau hin auf das Herz deines geliebten Sohnes und auf das Lob und die Sühne, die es dir für die Sünder darbringt. Verzeihe allen, die deine Barmherzigkeit anflehen, im Namen deines Sohnes Jesus Christus, der mit dir lebt und herrschtvon Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Tägliches Gebet

Gebet des Hl. Augustinus zu Jesus

Du bist Christus, mein heiliger Vater, mein barmherziger Gott, mein großer König, mein guter Hirt, mein einziger Lehrer, mein bester Helfer, mein schönster Geliebter, mein lebendiges Brot, mein Priester in Ewigkeit, mein Führer zum Vaterland, mein wahres Licht, meine heilige Süßigkeit, mein gerader Weg, meine hellerleuchtete Weisheit, meine reine Einfalt, meine friedensvolle Eintracht, mein ganzer Schutz, mein kostbares Erbe, mein ewiges Heil!

O Jesus Christus, liebenswürdiger Herr, warum habe ich in meinem ganzen Leben etwas anderes geliebt, etwas anderes verlangt, als Dich, Jesus, meinen Gott?

Wo war ich, da ich an Dich nicht dachte?

Von jetzt an erwärmet und ergießet euch, alle meine Wünsche, für Jesus, meinen Herrn; laufet schnell, genug habt ihr bis jetzt verzögert; eilet eurem Ziele zu, suchet, wonach ihr verlangt!

O Jesus, verworfen sei, wer Dich nicht liebt! Wer Dich nicht liebt, werde mit Bitterkeit gesättigt! O süßer Jesus, Dich liebe, in Dir erfreue sich, Dich bewundere jedes Menschenherz, das sich nach Deinem Lobe sehnt! Jesus Christus, Gott meines Herzens und mein Anteil, mein Herz verliere all sein Leben, lebe Du in mir! Es erglühe in meiner Seele die glimmende Kohle Deiner Liebe und entbrenne zu hell aufloderndem Feuer; sie brenne immerdar auf dem Altare meines Herzens, sie glühe im Innersten meines Wesens, sie flamme bis in den tiefsten Grund meiner Seele! Möchte ich am Tage meiner Vollendung vollkommen erfunden werden in Dir.

Amen.

Betrachtung: Das Goldene Buch S. 177 - 181

Vierte Übung - Eine besondere Verehrung für das Geheimnis der Menschwerdung

Die wahren Diener Mariä werden mit besonderer Andacht das große Geheimnis der Menschwerdung des ewigen Wortes, am 25. März feiern. Dieser Tag bringt uns den eigentlichen Inhalt dieser Andacht so recht zum Verständnis, die ebenso wie die Menschwerdung selbst in ganz besonderer Weise dem Heiligen Geiste zuzuschreiben ist. Jenes Fest wird ihnen daher vor allem heilig sein und sie veranlassen, die unergründliche Abhängigkeit von Mariä zu bewundern, welche der Sohn Gottes zur Ehre Gottes, seines Vaters, und zu unserem Heile gewählt hat. Sie werden es als das größte Glück betrachten, den Sohne Gottes soweit als möglich nachzuahmen, der trotz seiner unendlichen Majestät und Würde sich im Schoße Mariä zu ihrem Gefangenen und Sklaven machte, um in allem von ihr abhängig zu sein. Sie werden schließlich an diesem Tage Gott für die unvergleichlichen Gnaden danken, die er Maria erwiesen hat und besonders dafür, dass er sie zur überaus würdigen Mutter seines eingeborenen Sohnes erwählte, der von seiten des Menschengeschlechtes die tiefste Verehrung gebührt.

Man beachte wohl den Ausdruck: der Sklave Jesu in Maria, oder der Sklave Mariä in Jesus. Mit Recht kann man aber auch sagen, wie es bisher mehrere getan: der Sklave Mariä, die Knechtschaft der heiligen Jungfrau. Indes glaube ich, dass man sich besser Sklave Jesu in Maria nennt, wie auch Tronson, der wegen seiner seltenen Klugheit und vollendeten Frömmigkeit weithin bekannte Leiter des Seminars von Saint Sulpice einem Geistlichen empfahl, der ihn über diesen Gegenstand befragte. Die Gründe hierfür sind folgende:

4. Da wir in einem Zeitalter geistigen Hochmutes leben, gibt es eine große Anzahl aufgeblasener Gelehrter, hocherfahrener, kritischer Geister, welche selbst an den bestbegründeten und bewährtesten Andachtsübungen stets etwas auszusetzen finden. Um ihnen nicht ohne Not Gelegenheit zur Kritik zu geben, ist es besser, zu sagen: die Knechtschaft Jesu Christi in Maria und sich Sklave Jesu Christi zu nennen als Sklave Mariä, indem man diese Andacht lieber nach ihrem letzten Ziel, Jesus Christus, bezeichnet, als nach dem Weg oder Mittel, nämlich Maria, durch das man zu jenem Ziel gelangt. Gleichwohl kann man ohne Bedenken die eine oder die andere Beziehung zum Ausdruck bringen, wie ich es tue. So kann z.B. ein Mann, der von Orleans über Amboise nach Tours reist, doch ebenso gut sagen, dass er nach Amboise als dass er nach Tours reist, nur mit dem Unterschied, dass er mit Amboise den Weg angibt, den er einschlägt, um nach Tours zu gehen, während Tours sein letztes Ziel und der Endpunkt seiner Reise ist.

5. Da das vorzüglichste Geheimnis, das man bei dieser Andacht feiert und verehrt, das Geheimnis der Menschwerdung ist, bei welchem man Jesus nur in Maria schauen kann, wie er in ihrem Schoße Fleisch annimmt, so spricht man richtiger von der Knechtschaft Jesu in Maria, oder von Jesus, der in Maria thront und herrscht, nach dem schönen Gebete so vieler großer Männer: O Jesus, der Du in Maria lebst, komm und lebe in uns, mit Deinem Geiste der Heiligkeit, mit der Fülle Deiner Kraft, mit der Wahrheit Deiner Tugenden, mit der Vollkommenheit Deiner Wege, mit der Fülle Deiner Geheimnisse; herrsche über alle feindlichen Mächte in Deinem Geiste zur Ehre Deines Vaters. Amen.

6. Jene Ausdrucksweise zeigt schließlich auch besser die innige Verbindung, welche zwischen Jesus und Maria besteht. Beide sind so innig vereinigt, dass der eine ganz im andern ist: Jesus ist ganz in Maria und Maria ist ganz in Jesus, oder vielmehr, Maria ist nicht mehr, sondern Jesus ist ganz allein in ihr, und man könnte eher das Licht von der Sonne trennen als Maria von Jesus. Deshalb kann man unseren Herrn Jesus von Maria und die allerseligste Jungfrau Maria von Jesus nennen.

Da die Zeit mir nicht gestattet, hierbei noch länger zu verweilen, um die Erhabenheit und Größe des in Maria lebenden und herrschenden Jesus oder die Größe des Geheimnisses der Menschwerdung des ewigen Wortes zu erklären, so will ich mich damit begnügen, dieses erste Geheimnis Jesu Christi mit drei Worten als das verborgenste, das erhabenste und das am wenigsten bekannte zu bezeichnen. Das verborgenste, denn in diesem Geheimnis hat Christus im Schoße Mariä und in Übereinstimmung mit ihr alle Heiligen vorherbestimmt, weswegen der heilige Leib Mariä auch die aula sacramentorum, der Saal der Geheimnisse Gottes, genannt wird. Das erhabenste Geheimnis, da in ihm alle anderen Geheimnisse seines Lebens enthalten sind, deren Erfüllung er schon bei seinem Eintritt in diese Welt freiwillig übernahm. "Darum spricht Jesus bei seinem Eintritt in die Welt: Siehe, ich komme, zu vollbringen, Gott, Deinen Willen" (Hebräer 10,5ff). Daher kann dieses Geheimnis auch kurz der Inbegriff aller Geheimnisse genannt werden, da es den Willen und die Gnade zu allen einschließt. Es ist schließlich auch das am wenigsten bekannte Geheimnis, denn es ist, was die wenigsten ahnen, der Thron der Barmherzigkeit, der Freigebigkeit und der Ehre Gottes. Es ist der Thron der Barmherzigkeit für uns, denn gerade an diesem Feste erkennen wir, dass wir uns Jesus nur durch Maria nähern, nur durch ihre Vermittlung Jesus sehen und sprechen können. Und Jesus, der seine geliebte Mutter allezeit erhört, gewährt hier auch allezeit den armen Sündern seine Gnade und Barmherzigkeit: "Lasst uns also mit Vertrauen zum Throne der Gnade hinzutreten" (Hebräer 4,16). Dieses Geheimnis der Menschwerdung des Sohne Gottes ist auch der Thorn der Freigebigkeit des Allerhöchsten in Maria. Denn während Christus als der neue Adam in diesem wahren irdischen Paradies wohnte, wirkte er an Maria dort so viele verborgene Wunder der Gnade, dass weder Engel noch Menschen sie begreifen können. Deshalb nennen die Heiligen Maria die "Herrlichkeit Gottes" gleich als ob Gott nur in Maria Herrliches vollbringe (Isajas 33,21). Dieses Geheimnis ist endlich auch der Thron der Ehre für Gott, den Vater, weil Jesus Christus in Maria seinen gegen die Menschen erzürnten Vater vollkommen versöhnt. Die Ehre, welche ihm die Sünde geraubt hat, ersetzt er ihm vollkommen und erweist durch das Opfer seines Willens und seiner selbst ihm mehr Ehre, als alle Opfer des alten Bundes ihm hätten geben können, ja eine unendliche Ehre, welche ihm sonst kein Mensch erwiesen hat und erweisen könnte.

Heilige Schrift

Jer 31, 3 | Joh 3, 16 | Joh 1, 14 | Gal 2, 20

"Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt und aus Erbarmen dich an mich gezogen." (Jer 31,3)

"So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habe." (Joh 3,16)

"Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des Eingebornen vom Vater, voll der Gnade und Wahrheit." (Joh 1,14)

"Er hat mich geliebt und sich für mich dahingegeben." (Gal 2,20)

Betrachtung: Die Nachfolge Christi, Buch IV, Kapitel 2

Im Sakrament wird dem Menschen Gottes große Güte und Liebe geschenkt

1. Ich bin deiner zwar bedürftig, aber gar nicht würdig.
2. Ich anerkenne deine Güte und freue mich ihrer.
3. Ich komme dankend, preisend und in tiefer Demut zu dir.
4. Ich staune über die Verheißung, Einsetzung, Abgründigkeit und den Segen der Eucharistie.
5. Ich freue mich, denn das Opfer und Opfermahl sind Teilnahme an der Erlösung.

Stimme des Jüngers:
1. Im Vertrauen auf deine Güte und auf deine große Barmherzigkeit komme ich zu dir, o Herr, ein Kranker zu seinem Heiland, ein Hungernder und Dürstender zur Quelle des Lebens, ein Armer zum König des Himmels, ein Knecht zu seinem Herrn, ein Geschöpf zu seinem Schöpfer, ein Verlassener zu sei- nem gütigen Tröster.? Aber wie habe ich das verdient, dass du zu mir kommst? Wer bin ich, dass du dich selbst mir geben möchtest? Wie kann ein Sünder wagen, vor dir zu erscheinen? Und wie kannst du dich so weit herablassen, dass du zu einem Sünder kommst? Du kennst deinen Knecht, du weißt, dass er nichts Gutes an sich hat, das ihn einer solchen Gnade würdig macht.

2. Ich bekenne meine Armseligkeit, anerkenne deine Güte, preise deine Huld und danke dir für deine übergroße Liebe. Nicht als ob ich das verdient hätte, handelst du so mit mir, sondern weil es dich dazu drängt: Du willst mir deine Güte immer deutlicher offenbaren, deine Liebe heller aufleuchten lassen und deine Demut nachdrücklicher einschärfen. Da es dir nun so gefällt und du befohlen hast, dass es so gehalten werde, ist mir deine Huld willkommen. Wenn nur meine Sündhaftigkeit nicht dawider stünde! Lieber, gütiger Jesus, dir gebührt Ehrfurcht, Dankbarkeit und immerwährendes Lob für den Empfang deines heiligen Leibes, dessen Würde zu schildern kein Mensch fähig erfunden wird.

3. Aber was soll ich nun denken bei dieser Kommunion, wenn ich zu meinem Herrn gehe, den ich nicht gebührend verehren kann und doch mit Andacht zu empfangen begehre? Was könnte ich wohl Besseres denken, was Heilsameres tun, als mich vor dir ganz tief demütigen und deine grenzenlose Liebe nach meinen Kräften preisen? Mein Gott, ich lobe dich, ich preise dich in Ewigkeit, und mich selbst erniedrige iich und unterwerfe mich dir bis in den Abgrund meines Nichts. Siehe, du bist der Heilige der Heiiligen, ich aber bin der Auswurf der Sünder. Siehe, du neigst dich herab zu mir, der ich nicht würdig bin, meine Augen zu dir zu erheben. Siehe, du kommst zu mir, du willst bei mir sein, du lädst mich zu deinem Gastmahl ein. Du willst mir "himmlische Speise und das Brot der Engel zu essen geben" (Ps 77,25), kein anderes als dich selbst, "das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist und der Welt das Leben gibt" (Joh 6, 33.51). Siehe da, welche Liebe hervortritt, welche Würde hier aufblitzt! Wie groß müßte der Dank und das Lob dafür sein!

4. Wie heilsam und nutzbringend war dein Entschluß, dieses Sakrament einzusetzen! Wie wohltuend und lieblich ist das Mahl, darin du dich selbst zur Speise gibst! Herr, wie wunderbar dein Wirken, wie mächtig deine Kraft, wie untrüglich deine Wahrheit! Denn "du hast gesprochen, und alles ist geworden" (vgl. Ps 148, 5), und gerade das ist geworden, was du geboten hast. Es ist ein Wunder, doch bei aller Unbegreiflichkeit glaubwürdig, dass du, Herr, mein Gott, wahrer Gott und Mensch, in der unscheinbaren Gestalt des Brotes und Weines ganz zugegen bist und, obwohl der Mensch dich genießt, doch unverzehrt bleibst. Du, Herr des Alls, der du "keines Dinges bedarfst‘" (2 Makk 14, 35) und durch dein Sakrament in uns wohnen wolltest, erhalte mein Herz und meinen Leib in unbefleckter Reinheit, damit ich deine Geheimnisse öfters mit frohem und reinem Gewissen feiern und zu meinem ewigen Heil empfangen kann, wenn du sie auch zunächst und vornehmlich zu deiner Ehre und zu deinem steten Gedächtnis gestiftet und eingesetzt hast.

5. So freue dich denn, meine Seele, und danke dem Herrn für diese edle Gabe und für den ausgesuchten Trost, den er dir in diesem Tale der Tränen zurückgelassen hat. Denn sooft du dieses Geheimnis feierst und den Leib Christi empfängst, sooft wirkst du das Werk deiner Erlösung und nimmst du an allen Verdiensten Christi teil. Die Liebe Christi nimmt ja niemals ab, und der Schatz seiner Sühne erschöpft sich nie. Daher musst du dich immer wieder erneuern und vorbereiten und das große Geheimnis des Heiles aufmerksam betrachten. So wichtig, so neu und lieb muss dir das heilige Messopfer vorkommen, wenn du es darbringst oder mitfeierst, als wenn an eben diesem Tage erst Christus in den Schoß der Jungfrau herabstiege, Mensch würde und am Kreuze hängend für das Heil der Menschen litte und stürbe.

Abschließendes Gebet

Herr, wir haben durch die Botschaft des Engels die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt; nun bitten wir: Gieße deine Gnade in unsere Herzen ein, damit wir durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen.

Amen.

Hintergrund27. Tag der Vorbereitung - Das Goldene Buch | Marienweihe - Totus Tuus