
Vollkommene Hingabe
Das Goldene Buch
Zwölf Tage, um sich vom Geist der Welt zu befreien.
Thema des Tages
Die beiden Parteien
Wir müssen uns entscheiden entweder für das Heerlager Jesu Christi oder für das Lager Luzifers. Es gibt keine dritte Möglichkeit.
Tägliches Gebet
Komm Schöpfer Geist
Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,
besuch das Herz der Kinder dein,
erfüll uns all mit deiner Gnad',
die deine Macht erschaffen hat.
Der du der Tröster wirst genannt,
vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht Lieb' und Glut,
der Seele Salbung, höchstes Gut.
O Schatz, der siebenfältig ziert,
o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt,
du, der die Zungen reden macht.
Zünd an in uns dein Gnadenlicht,
gieß Lieb ins Herz, die ihm gebricht,
stärk unsres Leib's Gebrechlichkeit
mit deiner Kraft zu jeder Zeit.
Treib weit von uns des Feind's Gewalt,
in deinem Frieden uns erhalt',
dass wir, geführt von deinem Licht,
in Sünd' und Leid verfallen nicht.
Gib, dass durch dich den Vater wir
und auch den Sohn erkennen hier,
und dass als Geist von beiden dich
wir allzeit glauben festiglich.
Gott Vater Lob auf höchstem Thron
und seinem auferstand'nen Sohn;
dem Tröster auch sei Lob geweiht
jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
Tägliches Gebet
Ave Maris Stella
Ave, Stern der Meere,
Gottesmutter hehre,
Allzeit Jungfrau, süße
Tür zum Paradiese!
Aus des Engels Munde
Ward die frohe Kunde;
Uns den Frieden spende,
Evas Namen wende.
Lös' das Band der Sünden,
Bringe Licht den Blinden,
Unsern Übeln wehre,
Jeglich Gut beschere!
Dich als Mutter zeige;
Und erhörend neige
Dir sich, der auf Erden
Kam, Dein Sohn zu werden.
Jungfrau, allzeit reine,
Sanft und mild wie keine,
Schuldlos lass auf Erden
Sanft und keusch uns werden.
Woll' ein reines Leben,
Sichern Pfad uns geben,
Dass in Himmelshöhen
Froh wir Jesus sehen.
Lob sei Gott dem Vater,
Preis dem höchsten Sohne
Und dem Heil'gen Geiste,
Jedem gleiche Ehre. Amen.
Betrachtung: Das Goldene Buch S. 261-263
Die beiden Parteien
Erwäget, meine teuren Mitbrüder, diese beiden Parteien, welche Tag für Tag an euch herantreten, die Anhänger Jesu Christi und die Anhänger der Welt. Die Partei unseres liebenswürdigen Erlösers steht auf der rechten Seite und steigt auf schmalem und engem Wege um Himmel empor. Ihr guter Meister geht an der Spitze barfuß einher mit blutbesprengtem, mit Dornen gekröntem Haupte, mit zermartertem Leibe und mit einem schweren Kreuz. Nur ein Häuflein Getreuer hat er in einem Gefolge; es sind aber die tapfersten. Denn inmitten des Getümmels der Welt hören seine sanfte Stimme nur wenige. Andere haben nicht den Mut, ihm in seiner Armut, seinen Schmerzen, seinen Verdemütigungen und übrigen Kreuzen nachzufolgen, da man dies alles in seinem Dienste ausnahmslos alle Tage seines Lebens tragen müsste. Auf der linken Seite wandelt die Partei der Welt oder des Teufels, welche zahlreicher, prächtiger und glänzender ist, wenigstens dem Anscheine nach. Die ganze schöne Welt läuft dort mit. Obgleich die Wege breit und geräumig sind, drängen sich die Massen und wälzen sich gleich Strömen dahin. Die Wege sind mit Blumen bestreut, mit Gold und Silber bedeckt und überall locken Stätten für Vergnügen, Tanz und Spiel.
I Die Jünger Christi
Auf der rechten Seite, bei der kleinen Herde, welche Jesu nachfolgt, spricht man von Tränen, Bußübungen, Gebet und Weltverachtung und hört Worte, die durch Schluchzen oft unterbrochen sind: "Lasst uns leiden, weinen fasten und beten. Lasst uns verborgen demütig, arm und abgetötet sein. Wer nicht den Geist Christi hat, der da ist ein Geist des Kreuzes, kann unserem Meister nicht angehören. Wer sich Christus anschließt, muss sein Fleisch mit seinen Lüsten kreuzigen. Entweder dem Bilde Christi ähnlich sein oder verdammt werden! Mut! Rufen sie einander zu, Mut! Wenn Gott für uns, mit uns und vor uns ist, wer kann dann gegen uns sein? Gott, der in uns wohnt, ist stärker, als der Fürst dieser Welt. Der Diener ist nicht mehr als der Herr. Ein Augenblick leichter Trübsal bringt uns die Freuden ewiger Glorie. Es gibt weniger Auserwählte als man glaubt; nur die Mutigen und die sich Gewalt antun, reißen das Himmelreich an sich. Niemand wird gekrönt, der nicht gekämpft hat, wie das Evangelium, nicht etwa die Mode, es vorschreibt. Kämpfen wir also tapfer und laufen wir schnell, damit wir das Ziel erreichen und die Krone gewinnen!
Das ist ein Teil der erleuchteten Aussprüche, mit denen sich die Freunde des Kreuzes gegenseitig ermuntern.
II Die Weltmenschen
Die Weltkinder dagegen suchen sich ihrerseits zur sorglosen Beharrlichkeit in ihrer Bosheit anzuspornen und rufen einander täglich zu: "Leben! Friede! Freude! Lasst uns essen, trinken, singen, tanzen und spielen: Gott ist gut; Gott hat uns nicht erschaffen, um uns zu verdammen; Gott verbietet nicht, uns zu belustigen; wir werden deshalb nicht verdammt werden, machen wir uns keine Skrupel, non moriemini etc., ihr werden nicht sterben...
Heilige Schrift
Mt 6, 24 | Mt 12, 30 | Gal 5, 19-24
Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. (Mt 6, 24)
Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. (Mt 12, 30)
Die Werke des Fleisches sind: Unzucht, Unkeuschheit, Schamlosigkeit, Wollust, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Zwietracht, Parteiungen, Mord, Trunksucht, Schwelgerei und dergleichen. Die solches treiben, werden das Reich Gottes nicht erben. Die Früchte des Geistes aber sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Treue, Sanftmut, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit. Die Jesus angehören, haben ihr Fleisch mit seinen Lüsten und Begierden ans Kreuz geschlagen. (Gal 5, 19-24)
Betrachtung: Die Nachfolge Christi, Buch II, Kapitel 11
Nur wenige lieben das Kreuz Christi
1. Christusliebe ohne Kreuzesliebe.
2. Christusliebe ohne Eigenliebe.
1. Jesus hat jetzt viele, die sein himmlisches Reich lieben, aber wenige, die sein Kreuz tragen wollen; viele, die nach seinem Trost verlangen, wenige, die Leiden begehren. An seinem Tische findet er Gäste genug, bei seinem Fasten aber nur wenige. Alle möchten sich mit ihm freuen, wenige nur wollen etwas für ihn leiden. Viele folgen Jesus bis zum Brechen des Brotes, wenige bis zum Trinken des Leidenskelches. Viele verehren seine Wunder, wenige teilen sich mit ihm in die Schmach des Kreuzes. Viele lieben Jesus, solange ihnen nichts Widriges begegnet. Viele loben und preisen ihn, solange sie einige Tröstungen von ihm empfangen. Wenn sich aber Jesus verbirgt und sich nur ein wenig von ihnen zurückzieht, verfallen sie in Klagen oder in große Trauer. Die aber Jesus um Jesu willen lieben und nicht, um selber Tröstungen zu empfangen, preisen ihn ebenso in jeder Not und inneren Verlassenheit als in der erquickendsten Tröstung. Ja, wenn er ihnen niemals Trost spenden sollte, sie würden ihn dennoch allezeit loben und ihm immer danksagen wollen. Wieviel vermag doch die reine Liebe zu Jesus, die keinen Eigennutz und keine Eigenliebe kennt! Müssen sie nicht alle als Lohnknechte angesehen werden, die immer nach Tröstungen haschen? Und wenn sie immer auf ihren Vorteil und Gewinn bedacht sind, beweisen sie nicht, dass sie mehr sich selbst als Christus suchen?
2. Wo findet man einen Menschen, der Gott unentgeltlich dienen möchte? Selten wird einer so innerlich erfunden, dass er von allem entblößt wäre. Denn einen Menschen, der wahrhaft arm im Geiste und von allem Geschöpflichen losgelöst ist, wer wird ihn finden? "Weither und von den äußersten Grenzen ist sein Wert" (Spr 31, 10). "Gäbe der Mensch all sein Vermögen, es wäre nichts" (vgl. Hld 8, 7), und übte er große Buße, es wäre noch nicht viel; wenn er sich ein umfassendes Wissen erwürbe, so wäre er noch weit vom Ziele, und hätte er große Tugendkraft und besonders glühende Hingabe erreicht, es fehlt ihm noch viel, nämlich das Eine, was ihm am allermeisten nottut. Und das ist? Dass, nachdem er alles verlassen hat, er nun auch sich selbst verlasse und ganz aus sich herausgehe und nicht einmal einen Rest von Eigenliebe zurückbehalte. Und wenn er alles getan hat, was er als seine Pflicht erkannt hat, möge er sich vorkommen, als habe er nichts getan. Er denke bescheiden von dem, was etwa hoch eingeschätzt werden könnte und bekenne ehrlich, dass er nach dem Wort der ewigen Wahrheit nur ein unnützer Knecht ist. "Wenn ihr alles getan habt, was euch geboten war, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte" (Lk 17, 10). Dann kann er, wahrhaft arm und entblößt im Geiste, mit dem Propheten sprechen: "Ich bin einsam und arm" (Ps 25, 16). Dennoch ist niemand reicher, niemand mächtiger, niemand freier als der, der es versteht, sich selbst und die ganze Welt zu verlassen und sich zuunterst zu setzen.
Abschließendes Gebet
O Maria, lehre mich, dem höchsten Herrn und König Jesus Christus allein zu dienen.
Amen.
