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Vollkommene Hingabe
Das Goldene Buch

3. Tag
Erster Zeitabschnitt
Zwölf Tage, um sich vom Geist der Welt zu befreien.

Thema des Tages

Innere Lösung von Geld und Besitz

Der Jünger Christi hängt sein Herz nicht an irdische Güter, denn er weiß um ihre Vergänglichkeit und ihren Trug.

Tägliches Gebet

Komm Schöpfer Geist

Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,
besuch das Herz der Kinder dein,
erfüll uns all mit deiner Gnad',
die deine Macht erschaffen hat.

Der du der Tröster wirst genannt,
vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht Lieb' und Glut,
der Seele Salbung, höchstes Gut.

O Schatz, der siebenfältig ziert,
o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt,
du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns dein Gnadenlicht,
gieß Lieb ins Herz, die ihm gebricht,
stärk unsres Leib's Gebrechlichkeit
mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

Treib weit von uns des Feind's Gewalt,
in deinem Frieden uns erhalt',
dass wir, geführt von deinem Licht,
in Sünd' und Leid verfallen nicht.

Gib, dass durch dich den Vater wir
und auch den Sohn erkennen hier,
und dass als Geist von beiden dich
wir allzeit glauben festiglich.

Gott Vater Lob auf höchstem Thron
und seinem auferstand'nen Sohn;
dem Tröster auch sei Lob geweiht
jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

Tägliches Gebet

Ave Maris Stella

Ave, Stern der Meere,
Gottesmutter hehre,
Allzeit Jungfrau, süße
Tür zum Paradiese!

Aus des Engels Munde
Ward die frohe Kunde;
Uns den Frieden spende,
Evas Namen wende.

Lös' das Band der Sünden,
Bringe Licht den Blinden,
Unsern Übeln wehre,
Jeglich Gut beschere!

Dich als Mutter zeige;
Und erhörend neige
Dir sich, der auf Erden
Kam, Dein Sohn zu werden.

Jungfrau, allzeit reine,
Sanft und mild wie keine,
Schuldlos lass auf Erden
Sanft und keusch uns werden.

Woll' ein reines Leben,
Sichern Pfad uns geben,
Dass in Himmelshöhen
Froh wir Jesus sehen.

Lob sei Gott dem Vater,
Preis dem höchsten Sohne
Und dem Heil'gen Geiste,
Jedem gleiche Ehre. Amen.

Betrachtung: Das Goldene Buch S. 298

Die 14. Regel

Sich freiwillig abtöten
14. Wollt ihr euch die Gnade verdienen, dass Gott euch ohne euer Zutun Kreuze auferlegt, was stets die besten sind, so suchet euch mit Erlaubnis eines guten Seelenführers im Ertragen freiwilliger kleiner Kreuze zu üben. Habt ihr z.B. einen unnötigen Gegenstand, an welchem euer Herz hängt, so gebt ihn den Armen, indem ihr euch sagt: "Solltest du Überfluss haben, wo Jesus arm ist?" Habt ihr Ekel an einem Tugendakt, an einer Speise, an einem üblen Geruch? Überwindet euch und bringet das kleine Opfer! Liebt ihr ein wenig zu zärtlich eine Person, so haltet euch von ihr fern und gehet ihr aus dem Wege. Empfindet ihr eine gewisse Neugierde, etwas zu sehen oder zu hören, und den natürlichen Drang, eure Meinung zu äußern oder irgendwo hinzugehen, o wendet eure Augen ab, haltet euch zurück und bleibet in der Verborgenheit! Habt ihr aber einen natürlichen Widerwillen gegen eine Person oder einen Gegenstand, gehet oft hin und überwindet euch!

Seid ihr wahre Freunde des Kreuzes, so wird die Lebe, die immer erfinderisch ist, euch hundert solche kleinen Kreuze finden lassen, mit denen ihr euch unbemerkt bereichern könnet, ohne durch die Eitelkeit geschädigt zu werden, welche sich so gern in die Geduld mischt, mit der man andere erkennbare Kreuze erträgt. Weil ihr im Kleinen Gott getreu gewesen seid, wird der Herr euch über Vieles setzen, wie er es versprochen hat, d.h. er wird euch viele Gnaden schenken, euch viele Kreuze senden und euch auch eine große Herrlichkeit bereiten.

Heilige Schrift

Mk 10, 23 | Mt 19-21; 25-33

Wie schwer ist es für die Reichen, in das Reich Gottes einzugehen! (Mk 10, 23)

Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Rost sie vernichten, wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost sie vernichten, wo keine Diebe einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. (Mt 19-21)

Seid nicht ängstlich besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt. Ist denn das Leben nicht mehr als die Nahrung und der Leib nicht mehr als die Kleidung? Betrachtet die Vögel des Himmels! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht mehr wert als sie? Wer von euch vermag, mit seinen Sorgen seine Lebenszeit auch nur um eine Spanne zu verlängern? Und was seid ihr so ängstlich besorgt um die Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes! Wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht; und doch sage ich euch: Selbst Salomon in all seiner Pracht war nicht so gekleidet wie eine einzige von ihnen. Wenn nun Gott das Gras, das heute auf dem Felde steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wieviel mehr euch, ihr Kleingläubigen! Seid also nicht ängstlich besorgt und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Womit sollen wir uns bekleiden? Um all das sorgen sich die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß ja, dass ihr dies alles nötig habt. Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch dazugegeben werden. (Mt 25-33)

Betrachtung: Die Nachfolge Christi, Buch III, Kapitel 31

Sich vom Geschaffenen loslösen, um den Schöpfer finden zu können

1. Das Geschaffene hindert die Gottvereinigung;
2. Die ganze Loslösung ist das Werk einer großen Gnade.
3. Jeder hängt am Äußerlichen, das Äußere wird beachtet, das Innere kaum.

1. (Der Knecht:) Herr, ich bedarf wohl noch größerer Gnade, wenn ich dahin gelangen soll, dass kein Mensch und kein Geschöpf imstande ist, mir ein Hemmnis zu sein. Denn solange mich noch irgend etwas zurückhält, kann ich mich nicht frei zu dir emporschwingen. "Wer gibt mir Schwingen gleich der Taube? Ich möchte entfliegen und Ruhe finden" (Ps 55, 7). Der so sprach wollte ungehemmt empor. Was ist ruhiger als ein Auge ohne Arg? Was ist freier als ein Herz, das nichts auf Erden begehrt? Man muss also die ganze geschöpfliche Welt überschreiten, sich selbst vollkommen verlassen, in tiefer Geistessammlung verharren und zu der Einsicht kommen, dass du, der Schöpfer des Alls, mit den Geschöpfen nichts gemein hast. Wer nicht von allen Geschöpfen lässt, kann nicht in Freiheit dem Göttlichen zustreben.

2. Darum finden sich nur wenige beschauliche Menschen, weil nur wenige es verstehen, sich von allem Vergänglichen und Geschaffenen völlig zu lösen. Dazu bedarf es einer großen Gnade, welche die Seele erhebt und über sich selbst emporreißt. Ist der Mensch nicht im Geiste erhoben, hat er nicht alles Irdische abgetan und sich gänzlich mit Gott vereinigt, so mag er wissen und besitzen was immer, es ist weiter nicht von Belang. Der wird noch lange klein bleiben und an der Erde kleben, der außer dem einen, unermesslichen, ewigen Gut noch irgend etwas für groß hält. Alles, was nicht Gott ist, ist nichts und muss für nichts gehalten werden. Es ist ein großer Unterschied zwischen der Weisheit eines erleuchteten, frommen Menschen und dem Wissen eines belesenen, eifrigen Klerikers. Weit edler ist jene Weisheit, die da von oben aus göttlicher Eingebung quillt, als das Wissen, das man sich in mühsamer Geistesarbeit erwirbt. Es gibt nicht wenige, die nach Beschaulichkeit verlangen, aber sie rühren keinen Finger, um zu tun, was dazu erforderlich ist. Ein großes Hindernis ist, dass man bei Zeichen und sinnfälligen Dingen stehenbleibt und viel zu unabgetötet lebt.

3. Ich weiß nicht, was es ist, welcher Geist uns leitet, und was wir eigentlich wollen, dass wir, die doch, wie es scheint, für Geistesmenschen angesehen werden, so sehr viel Mühe und noch mehr Sorge an vergängliche und belanglose Dinge verschwenden und über unser inneres Leben nur selten einmal ganz gesammelt nachdenken. Wie schmerzlich zu denken! Kaum haben wir uns ein wenig gesammelt, da stürzen wir uns wieder nach außen und unterlassen es, unser Tun einer gewissenhaften Prüfung zu unterziehen. Wir beachten nicht, wo unsere Neigungen wurzeln, und für all das Unreine in uns haben wir keine Träne. "Alles Fleisch hat seinen Weg verdorben" (Gen 6, 12), und deshalb brach die große Sintflut herein. Ist unsere innere Neigung ganz verderbt, so ist notwendig auch das Tun verderbt, das aus ihr folgt; es macht deutlich, dass es an innerer Kraft gebricht und verdorben ist. Aus reinem Herzen sprießt die Frucht eines guten Lebens. Was einer leistet, das wird gefragt. Welche sittliche Kraft ihn dazu antreibt, darüber macht man sich weniger Gedanken. Ob einer tapfer, reich, schön, umgänglich, ob er ein guter Schreiber, ein guter Sänger, ein guter Arbeiter ist, das sucht man festzustellen. Aber wie arm im Geiste, wie geduldig, wie sanftmütig, wie fromm und innerlich er ist, darüber schweigen viele. Die Natur sieht auf das Äußere des Menschen, die Gnade wendet sich dem Inneren zu. Jene unterliegt oft der Täuschung, diese hofft auf Gott, um nicht einer Täuschung zu verfallen.

Abschließendes Gebet

O Maria, lehre mich die Armut im Geiste und die innere Losschälung von allem Irdischen, damit ich ganz frei werde für Jesus Christus.

Amen.

Hintergrund3. Tag der Vorbereitung - Das Goldene Buch | Marienweihe - Totus Tuus